Donnerstag, 11. September 2014

Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #2

Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #1
Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #2
Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #3

Ich schnappte mir also meinen Fluggleiter und entfernte mich diskret aus dem Konsulnpalast. Praktischerweise hatte mein Fluggleiter einen Unsichtbarkeitsschild. Recht nützlich, wenn einem demonstrierende Schlümpfe und Journalisten direkt vor der Haustür auflauern. Die Biester sind zwar winzigklein, aber sie haben es faustdick hinter den Ohren. Leider, und das muss ich ihnen zugutehalten, sind sie schlau. Und sie haben so oft recht! Wenn jemand anderes als ich recht hat, ertrage ich das nicht.
Ich flog in den Norden durch die süßen Provinzen, wo wirklich alles aus Keksen, Schokolade und Zucker ist. Irgendwie hätte ich gerne einen Abstecher gemacht, denn sonst kam ich nicht aus dem Haus, aber schließlich begnügte ich mich damit, kurz am Chocoly zu landen und ein bisschen heiße Schokolade zu trinken. Ich verbrannte mir aber nur dabei die Zunge, weil ich dabei zu hastig trank. Nun würde ich erstmal eine Weile nichts schmecken können. Toll. Dabei hatte ich mich doch schon so auf die Butterbrezeln gefreut, die es in Gundremmingen geben würde!
Wie auch immer, ich war schon bald weiter unterwegs, erreichte das Allgäu, den Bodensee und irgendwann überflog ich die Donau. Allerdings war ich ein bisschen zu weit im Westen, deshalb  musste ich erstmal ein bisschen dem Flusslauf hinunter um Gundremmingen zu finden.
Es machte Spaß, endlich mal draußen zu sein und mir den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen, mich frei zu fühlen und endlich mal ein bisschen Spaß zu haben. Ich gab Gas. Es konnte mich ja keiner sehen und solange ich mit keinem Hubschrauber zusammenstieß konnte mir diese Deutschen ja nichts tun.
Dann sah ich das Atomkraftwerk mit seinen beiden riesigen Kühltürmen vor mir aufragen und beschloss, auf den letzten Metern noch einmal richtig Gas zu geben. Ich klappte das Paar Gleitflügel meines Fluggleiters aus und ließ mich im Sturzflug Richtung Atomkraftwerk fallen. Selbst mir machte das immer Angst (Naja. Ich war die einzige, die das jemals tat. Außer mir besaß niemand auf der Welt einen ähnlichen Fluggleiter und wenn Leia dabei war, wollte sie keine Sturzflüge machen. Was mich verwundert, denn sonst hat sie eigentlich keine Höhenangst. Im Gegenteil, ich bin eigentlich diejenige, die in der Höhe zittert.) aber es war der ultimative Kick den ich kriegen konnte. Beinahe ohne Kontrolle und mit jeder Menge Wind in den Haaren sauste ich auf den Boden und riskierte meine Leben. Allein dafür war es eigentlich schon wert, hierherzufliegen. Scheiß auf das Atomkraftwerk.
Plötzlich spürte ich ein heftiges Zwicken am Arm. So heftig, dass ich den Lenker losließ.
"Halt!" schrie eine Stimme "Willst du uns beide umbringen?"
Entgeistert musste ich feststellen, dass ich nicht alleine im Fluggleiter war. Ich hatte einen blinden Passagier. So viel zu Diskretion. Aber wie winzig musste das Wesen sein, das ich dabei hatte? Schließlich war das hier ein kleiner Fluggleiter ohne Verstecke. Ein Zuckerelfe? Ein Zwerg? Unwahrscheinlich.
Ich starrte auf meinen Arm, wo ein kleines blaues Wesen, das laut herumkreischte herumhüpfte, sodass ich eine Weile brauchte um es zu erkennen. Es war eine Schlumpfine.
"Anhalten!" schrie sie "verschlumpft nochmal, anhalten!" dabei wackelte sie derart mit dem Kopf, dass ihr die Mütze beinahe vom Kopf gefallen wäre, hätte sie diese nicht festgehalten.
Ich packte den Lenker wieder und zog an der Bremse. Wir hielten mitten in der Luft.
"So" sagte ich "Darf ich fragen, was der Scheiß soll?"
"Dasselbe würde ich dich gerne fragen" sagte die kleine Schlumpfine. Oh Gott. Sie sagte das so würdevoll, und dabei war sie so niedlich. Das war das Problem mit den Schlümpfen. Sie waren so furchtbar schlumpfig und machten doch einen Riesenärger. Wie Kinder.
"Ähm... warum?" fragte ich "du bist doch der blinde Passagier, oder nicht?" fragte ich
"Und du bist diejenige, die Atomkraftwerke in Neu-Schlumpfhausen bauen will!" schimpfte die Schlumpfine
"So ganz stimmt das aber nicht." bemerkte ich mit gerunzelter Stirn. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht lachen zu müssen. Sie sah so süß dabei aus.
"Wozu fährst du nach Gundremmingen? Warum willst du dich mit den Chefs der RWE treffen?" fragte sie
"Sie haben mich eingeladen" sagte ich "und ich interessiere mich für Atommkraftwerke."
"Also willst du welche in Lateinien bauen" stellte sie fest. "du willst einmal mehr Lateinien mit deinen hirnverbrannten Ideen verseuchen und außerdem kümmert es dich
"Hey, jetzt mal langsam. Nur weil ich wissenschaftlich interessiert bin, heißt das noch lange nicht..."
"Das sind doch nur faule Politikerausreden." krakeelte die Schlumpfine und schüttelte den Kopf "selbst wenn sie erst fünfzehn sind und..."
"Es. wird. keine. Atomkraftwerke. in. Lateinien. geben." stieß ich zwischen den Zähnen hervor. "Wie schwer ist das eigentlich zu kapieren?"
Die Schlumpfine verstummte und starrte mich misstrauisch und verächtlich an, als wäre ich die schwerste Verbrecherin auf der Welt.
Unbelehrbar dachte ich wie der Rest der ganzen Schlumpfheit
Schlümpfe waren so ziemlich das nervigste Problem das man als Konsulin von Lateinien hatte. Sie wollten immer jede Kleinigkeit in meiner Regierungstätigkeit als Verbrechen hinstellen und witterten hinter allem Verschwörungen.
"Wer bist du eigentlich? Hmm?" fragte ich. Ich bemerkte dabei, dass ich schon fast anfing, mit der Schlumpfine wie mit einem kleinen Kind zu reden. Dabei ware die meisten Schlümpfe ziemlich alt. Was man ihnen nur nicht anmerkte.
"Ich bin Schlumpfinia Schlau" sagte die Schlumpfine
Ach du Scheiße. Ich hatte die Chefredakteurin des Schlumpfblatts höchspersönlich vor mir. Quasi meine politische Erzfeindin. Nun ja, es gab in Lateinien keine Opposition, dafür gab es eigentlich nur das Schlumpfblatt. Das ich eigentlich verboten hatte. Rein theoretisch war Schlumpfinia Schlau also gerade politisch verhaftet. Naja, soweit man davon reden konnte, dass es in Lateinien politische Haft gab. In Lateinien gab es keine Gefängnisse.
"Was willst du jetzt machen? " fragte ich "wolltest du mitkommen? Wolltest du mich davon abhalten, nach Gundremmingen zu gehen?"
"Ich wollte heimlich mitkommen." bemerkte Schlumpfinia ohne zu zögern "aber du wolltest ja einen Selbstmordversuch begehen."
"Ich hatte den Fluggleiter fest im Griff" sagte ich "kann es sein, dass ihr Schlümpfe einfach kein Risiko mögt?"
"Ich habe nichts gegen Risiko, aber ich suche es nicht" sagte sie "was du tust ist hochgradig fahrlässig."
"Nun, ich würde es nicht als fahrlässig bezeichnen" gab ich zurück "ich finde, nur wer wagt, gewinnt"
"Politiker sollten kein Risiko mögen" sagte Schlumpfinia Schlau
"Und Schlümpfe sollten keine Politik machen" entgegnete ich
Da wurde Schlumpfinia dunkelblau. Ja, es war genauso. Sie wurde dunkelblau und wütend.
"Das sagt genau die richtige" stieß sie zornig hervor
Ich seufzte und löste endlich die Bremse. Ich würde am Ende noch zu spät ankommen und dann würde man mir keine Führung mehr im Atomkraftwerk gewähren.
"Du wirst doch nicht etwa...?" fragte Schlumpfinia ohne den Satz zu beenden und als wäre es glasklar was sie meinte. Sie sprang mit einem Satz von meinem Arm auf das Steuerpult des Fluggleiters. Mann, wenn ich eine solche Sprungkraft hätte.
Dabei flogen wir noch gar nicht so schnell
"Ich werde das Atomkraftwerk besuchen und keinen Selbstmordversuch begehen." sagte ich "wenn du vorher aussteigen willst, kann ich dich ja fallen lassen." Ich war mir selber nicht mal sicher, ob ich letzteres ernst meinte oder nicht. Denn einerseits verspürte ich den Drang, sie hinunterzuwerfen, andererseits könnte es auch als Scherz gemeint sein.
"Ich komme mit" sagte Schlumpfinia "ich werde als Vertreterin der Schlumpfpartei und der Opposition dabei sein."
"Es gibt in Lateinien keine Opposition" bemerkte ich
"Die Schlumpfpartei" sagte Schlumpfinia
Ich hatte eigentlich keine große Lust, mit ihr zu streiten, als zuckte ich mit den Achseln und fuhr los. Dann würde ich endlich mal an dem verdammten Atomkraftwerk ankommen.
Ich landete sanft hinter dem Stacheldrahtbewehrten und Kameraüberwachten Zaun im Gras. Das Gras war platt gemäht und ich sah keine einzige Blume oder Biene darauf. Wald- und Wiesenfreunde waren die Leute hier demnach nicht.
Auf einmal gab es einen mordsmäßigen Lärm und von allen Seiten stürmten Männer mit Gewehren und Uniformen auf mich zu.
"Was willst'n du hier, hä?" fragte mich einer der Männer und musterte mich und meinen Fluggleiter. Schlumpfinia, die jetzt auf meiner Schulter hockte bemerkte er offenbar nicht

hinterlass doch mal einen Schlumpf

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Ich freue mich über alle Schlümpfe! Rumschlumpfen erwünscht!