Montag, 29. September 2014

Kareloj Murasemmek und das Omnideon

Die Küstenstadt Kareloj Murasemmek ist die religiöse Hauptstadt Lateiniens. Die Verehrung der alten römischen Götter findet dort ihren Höhepunkt auf der religiösen Landkarte Lateiniens. Es ist allerdings auch allgemein ein religiöser Brennpunkt, denn die verschiedensten verbohrten, mehr oder weniger religiösen Splittergruppen finden dort ihren Platz. Darunter der Islam, das Christentum, das Judentum, der Kuckucksklan, die Verehrung des fliegenden Spaghettimonsters (oder auch Pastafarianismus), der SAP-Zen-Puscheligkeits-Buddhismus, das Bekenntnis des unsichtbaren rosafarbenen Einhorns, der Diskordianismus, der Schlumpfismus der Jediismus, die Iglesia Maradoniana, der Last Thursdayism, der Schlumpfismus, der Chantalismus, sowie außerdem der Kapitalismus, der Kommunismus und natürlich die allernervigste, furchtbarste, schrecklichste und verbohrteste aller Religionen: Der Nationalsozialismus. Und unzählbare andere nettere und weniger nette Glaubensgemeinschaften. Lateinien ist ein multireligiöses Land -wenn auch nirgends gesetzlich garantiert -aber in Lateinien darf jeder glauben was er mag, auch wenn es nicht immer so scheint.

Und als religiöse Hauptstadt Lateiniens ist der Sammelort für all diese Seltsamkeiten. Wenn man die Stadt betritt, wird man sofort von Grabmälern, Tempeln, Schreinen, Götzen, Gemeindehäusern, Kirchtürmen, Minaretten und Banken (für die Kapitalisten und den Vatikan) begrüßt. Es gibt verwinkelte Ecken der Stadt für die großen Gemeinschaften, für die kaum noch Platz ist, weitläufige, in denen die Gläubigen die absurden Bauvorschriften ihres Glaubens durchsetzen können und weitläufige Götterhaine, die entweder dazu dienen, um dort bei den Göttern zu sein und ihnen zu opfern, oder die heiligen Früchte der Religion anzubauen (Schlumpfbeeren, Limetten). Viel Platz ist den römischen Säulentempeln eingeräumt, die Leia und Mulan in der ganze Stadt an bedeutenden Plätzen aufgebaut haben, runde und viereckige und aus Liebhaberei Mulans existieren außerhalb der Stadt in den Hügel sogar einige griechische Tempel. Ach ja, und natürlich Statuen. Während Jungingen-Schloppfingen, die Hauptstadt Lateiniens voller Statuen der Regierenden Politiker (Konsulin Leia und Konsulin Mulan, neben einigen eher unbedeutenden *muhahaha* anderen Politikern)
Während der Rest Lateinien den Modelaunen der Republik unterworfen ist, herrschen in Kareloj Murasemmek die verschiedenen Modevorschriften der verschiedensten Religionen vor (Von Mönchskutten bis zu schlumpfigen Zipfelmützen) und auf den Straßen ist anders als in der ruhigen Metropole Jungingen-Schloppfingen wo zwar von früh bis spät die Autos fahren, aber des nachts keine Straßenhändler mehr unterwegs sind, immer etwas los. Laufend kann man dies und das erwerben, Ablässe, Rosenkränze, Gebetsketten, Opfertiere, Bankverträge, Nudelsiebe, Laserschwerter, Caipirinha, Fußbälle,  was auch immer der Gläubige verehrt und begehrt. Von früh bis spät, auf fast allen Straßen und Plätzen, mal mehr, mal weniger, aber fast immer erfolgreich, denn es findet sich immer ein von Glauben beseelter, der bereit ist, sein ganzes Geld für seinen Glauben zu opfern.
Laufend gibt es allerdings Konflikte, wie es gar nicht anders sein könnte, wenn so viele verschiedene Personen* mit so unterschiedlichen Ansichten zusammenleben. Zum einen die Tempeltänze, auf der anderen Seiten gibt es auch einige dunkle Rituale, die teilweise auch unter den Anhängern innrhalb einer Glaubensgemeinschaft höchst umstritten sind und nicht selten müssen die Lictoren eingreifen, um streitende Glaubige, disputierende Theologen die ins obszöne abgerutsch sind und messerschwingende Extremisten außeinanderbringen, um Recht und Ordnung wiederherzustellen.
Im Großen und Ganzen ist die Bevölkerung Kareloj Murasemmeks jedoch friedlich und human und trotz allem Wahnsinn sind es ganz nette Leute.

*ich könnte auch "Daseinsformen" wie in Zamonien sagen. Was würdet ihr davon halten?

Samstag, 27. September 2014

Dominae Canes -die Hunde der Herrin

Trotz der Tatsache, dass Lateinien eine höchst matriarchalische Diktatur ist, besteht die Garde des Konsulnpalasts zu großen Teilen aus Männern. Das liegt daran, dass Mulan und Leia ausschließlich eine Garde von Gestaltwandlern aufgestellt haben, die sich ausgerechnet in Hunde verwandeln können und darum auch oft die "Dominae Canes" genannt werden -die Hunde der Herrin. Da die Hunde oder Wolfsgestalt bei Gestaltwandlern vorwiegend bei Männern und Jungen auftritt ist die Zusammensetzung der Garde entsprechend.
Immerhin gehören zur Führungsriege der Dominae Canes neben dem Rudelführer Dominik und Konsulin Mulans eigenem Bruder Mumian auch eine Hündin, namentlich die schöne Helena. In früheren Zeiten gehörte auch eine Wölfin namens Svenske zu den Dominae Canes, doch aus unbekannten Gründen zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, arbeitete (zumindest wird dies von nicht belegten Quellen berichtet) danach für den Geheimdienst Lateiniens, jedoch zerstritt sie sich schließlich mit der Konsulin und verschwand vollkommen von der Bildfläche, sodass heute nicht mehr bekannt ist, wo sich Svenske aufhält.

Allerdings waren die Aufgaben der Dominae Canes wohl nie sonderlich aufregend. Meist bestehen ihre Aufgaben darin, eindringende Schlümpfe aus dem Konsulnpalast oder aus der Kurie zu vertreiben, Männerdemonstrationen ihrer Schranken zu verweisen. Außerdem sind auf offiziellen Reisen der Konsulinnen immer mindestens zwei Begleiter aus den Reihen der Dominae Canes dabei.

Donnerstag, 11. September 2014

Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #2

Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #1
Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #2
Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #3

Ich schnappte mir also meinen Fluggleiter und entfernte mich diskret aus dem Konsulnpalast. Praktischerweise hatte mein Fluggleiter einen Unsichtbarkeitsschild. Recht nützlich, wenn einem demonstrierende Schlümpfe und Journalisten direkt vor der Haustür auflauern. Die Biester sind zwar winzigklein, aber sie haben es faustdick hinter den Ohren. Leider, und das muss ich ihnen zugutehalten, sind sie schlau. Und sie haben so oft recht! Wenn jemand anderes als ich recht hat, ertrage ich das nicht.
Ich flog in den Norden durch die süßen Provinzen, wo wirklich alles aus Keksen, Schokolade und Zucker ist. Irgendwie hätte ich gerne einen Abstecher gemacht, denn sonst kam ich nicht aus dem Haus, aber schließlich begnügte ich mich damit, kurz am Chocoly zu landen und ein bisschen heiße Schokolade zu trinken. Ich verbrannte mir aber nur dabei die Zunge, weil ich dabei zu hastig trank. Nun würde ich erstmal eine Weile nichts schmecken können. Toll. Dabei hatte ich mich doch schon so auf die Butterbrezeln gefreut, die es in Gundremmingen geben würde!
Wie auch immer, ich war schon bald weiter unterwegs, erreichte das Allgäu, den Bodensee und irgendwann überflog ich die Donau. Allerdings war ich ein bisschen zu weit im Westen, deshalb  musste ich erstmal ein bisschen dem Flusslauf hinunter um Gundremmingen zu finden.
Es machte Spaß, endlich mal draußen zu sein und mir den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen, mich frei zu fühlen und endlich mal ein bisschen Spaß zu haben. Ich gab Gas. Es konnte mich ja keiner sehen und solange ich mit keinem Hubschrauber zusammenstieß konnte mir diese Deutschen ja nichts tun.
Dann sah ich das Atomkraftwerk mit seinen beiden riesigen Kühltürmen vor mir aufragen und beschloss, auf den letzten Metern noch einmal richtig Gas zu geben. Ich klappte das Paar Gleitflügel meines Fluggleiters aus und ließ mich im Sturzflug Richtung Atomkraftwerk fallen. Selbst mir machte das immer Angst (Naja. Ich war die einzige, die das jemals tat. Außer mir besaß niemand auf der Welt einen ähnlichen Fluggleiter und wenn Leia dabei war, wollte sie keine Sturzflüge machen. Was mich verwundert, denn sonst hat sie eigentlich keine Höhenangst. Im Gegenteil, ich bin eigentlich diejenige, die in der Höhe zittert.) aber es war der ultimative Kick den ich kriegen konnte. Beinahe ohne Kontrolle und mit jeder Menge Wind in den Haaren sauste ich auf den Boden und riskierte meine Leben. Allein dafür war es eigentlich schon wert, hierherzufliegen. Scheiß auf das Atomkraftwerk.
Plötzlich spürte ich ein heftiges Zwicken am Arm. So heftig, dass ich den Lenker losließ.
"Halt!" schrie eine Stimme "Willst du uns beide umbringen?"
Entgeistert musste ich feststellen, dass ich nicht alleine im Fluggleiter war. Ich hatte einen blinden Passagier. So viel zu Diskretion. Aber wie winzig musste das Wesen sein, das ich dabei hatte? Schließlich war das hier ein kleiner Fluggleiter ohne Verstecke. Ein Zuckerelfe? Ein Zwerg? Unwahrscheinlich.
Ich starrte auf meinen Arm, wo ein kleines blaues Wesen, das laut herumkreischte herumhüpfte, sodass ich eine Weile brauchte um es zu erkennen. Es war eine Schlumpfine.
"Anhalten!" schrie sie "verschlumpft nochmal, anhalten!" dabei wackelte sie derart mit dem Kopf, dass ihr die Mütze beinahe vom Kopf gefallen wäre, hätte sie diese nicht festgehalten.
Ich packte den Lenker wieder und zog an der Bremse. Wir hielten mitten in der Luft.
"So" sagte ich "Darf ich fragen, was der Scheiß soll?"
"Dasselbe würde ich dich gerne fragen" sagte die kleine Schlumpfine. Oh Gott. Sie sagte das so würdevoll, und dabei war sie so niedlich. Das war das Problem mit den Schlümpfen. Sie waren so furchtbar schlumpfig und machten doch einen Riesenärger. Wie Kinder.
"Ähm... warum?" fragte ich "du bist doch der blinde Passagier, oder nicht?" fragte ich
"Und du bist diejenige, die Atomkraftwerke in Neu-Schlumpfhausen bauen will!" schimpfte die Schlumpfine
"So ganz stimmt das aber nicht." bemerkte ich mit gerunzelter Stirn. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht lachen zu müssen. Sie sah so süß dabei aus.
"Wozu fährst du nach Gundremmingen? Warum willst du dich mit den Chefs der RWE treffen?" fragte sie
"Sie haben mich eingeladen" sagte ich "und ich interessiere mich für Atommkraftwerke."
"Also willst du welche in Lateinien bauen" stellte sie fest. "du willst einmal mehr Lateinien mit deinen hirnverbrannten Ideen verseuchen und außerdem kümmert es dich
"Hey, jetzt mal langsam. Nur weil ich wissenschaftlich interessiert bin, heißt das noch lange nicht..."
"Das sind doch nur faule Politikerausreden." krakeelte die Schlumpfine und schüttelte den Kopf "selbst wenn sie erst fünfzehn sind und..."
"Es. wird. keine. Atomkraftwerke. in. Lateinien. geben." stieß ich zwischen den Zähnen hervor. "Wie schwer ist das eigentlich zu kapieren?"
Die Schlumpfine verstummte und starrte mich misstrauisch und verächtlich an, als wäre ich die schwerste Verbrecherin auf der Welt.
Unbelehrbar dachte ich wie der Rest der ganzen Schlumpfheit
Schlümpfe waren so ziemlich das nervigste Problem das man als Konsulin von Lateinien hatte. Sie wollten immer jede Kleinigkeit in meiner Regierungstätigkeit als Verbrechen hinstellen und witterten hinter allem Verschwörungen.
"Wer bist du eigentlich? Hmm?" fragte ich. Ich bemerkte dabei, dass ich schon fast anfing, mit der Schlumpfine wie mit einem kleinen Kind zu reden. Dabei ware die meisten Schlümpfe ziemlich alt. Was man ihnen nur nicht anmerkte.
"Ich bin Schlumpfinia Schlau" sagte die Schlumpfine
Ach du Scheiße. Ich hatte die Chefredakteurin des Schlumpfblatts höchspersönlich vor mir. Quasi meine politische Erzfeindin. Nun ja, es gab in Lateinien keine Opposition, dafür gab es eigentlich nur das Schlumpfblatt. Das ich eigentlich verboten hatte. Rein theoretisch war Schlumpfinia Schlau also gerade politisch verhaftet. Naja, soweit man davon reden konnte, dass es in Lateinien politische Haft gab. In Lateinien gab es keine Gefängnisse.
"Was willst du jetzt machen? " fragte ich "wolltest du mitkommen? Wolltest du mich davon abhalten, nach Gundremmingen zu gehen?"
"Ich wollte heimlich mitkommen." bemerkte Schlumpfinia ohne zu zögern "aber du wolltest ja einen Selbstmordversuch begehen."
"Ich hatte den Fluggleiter fest im Griff" sagte ich "kann es sein, dass ihr Schlümpfe einfach kein Risiko mögt?"
"Ich habe nichts gegen Risiko, aber ich suche es nicht" sagte sie "was du tust ist hochgradig fahrlässig."
"Nun, ich würde es nicht als fahrlässig bezeichnen" gab ich zurück "ich finde, nur wer wagt, gewinnt"
"Politiker sollten kein Risiko mögen" sagte Schlumpfinia Schlau
"Und Schlümpfe sollten keine Politik machen" entgegnete ich
Da wurde Schlumpfinia dunkelblau. Ja, es war genauso. Sie wurde dunkelblau und wütend.
"Das sagt genau die richtige" stieß sie zornig hervor
Ich seufzte und löste endlich die Bremse. Ich würde am Ende noch zu spät ankommen und dann würde man mir keine Führung mehr im Atomkraftwerk gewähren.
"Du wirst doch nicht etwa...?" fragte Schlumpfinia ohne den Satz zu beenden und als wäre es glasklar was sie meinte. Sie sprang mit einem Satz von meinem Arm auf das Steuerpult des Fluggleiters. Mann, wenn ich eine solche Sprungkraft hätte.
Dabei flogen wir noch gar nicht so schnell
"Ich werde das Atomkraftwerk besuchen und keinen Selbstmordversuch begehen." sagte ich "wenn du vorher aussteigen willst, kann ich dich ja fallen lassen." Ich war mir selber nicht mal sicher, ob ich letzteres ernst meinte oder nicht. Denn einerseits verspürte ich den Drang, sie hinunterzuwerfen, andererseits könnte es auch als Scherz gemeint sein.
"Ich komme mit" sagte Schlumpfinia "ich werde als Vertreterin der Schlumpfpartei und der Opposition dabei sein."
"Es gibt in Lateinien keine Opposition" bemerkte ich
"Die Schlumpfpartei" sagte Schlumpfinia
Ich hatte eigentlich keine große Lust, mit ihr zu streiten, als zuckte ich mit den Achseln und fuhr los. Dann würde ich endlich mal an dem verdammten Atomkraftwerk ankommen.
Ich landete sanft hinter dem Stacheldrahtbewehrten und Kameraüberwachten Zaun im Gras. Das Gras war platt gemäht und ich sah keine einzige Blume oder Biene darauf. Wald- und Wiesenfreunde waren die Leute hier demnach nicht.
Auf einmal gab es einen mordsmäßigen Lärm und von allen Seiten stürmten Männer mit Gewehren und Uniformen auf mich zu.
"Was willst'n du hier, hä?" fragte mich einer der Männer und musterte mich und meinen Fluggleiter. Schlumpfinia, die jetzt auf meiner Schulter hockte bemerkte er offenbar nicht

Montag, 1. September 2014

Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #1

Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #1
Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #2
Die RWE will Atomkraftwerke in Lateinien bauen #3

Neulich saß ich allein im Büro in der Kurie. Naja, ich sitze fast immer alleine dort, weil Leia zu faul für den Papierkram ist. Sie testet Pizzasorten während ich hier die Regierung von Lateinien machen muss. In der Hinsicht eine lästige Aufgabe, dass ich mir schon überlege, ob ich mir nicht doch eine Sekretärin anschaffen sollte. Am besten hol ich mir C3PO, der beherrscht ja das rumjammern so gut, aber Leia ist irgendwie dagegen, sie meint aus irgendeinem Grund, dass sie ihm das Leben schuldig ist und er außerdem nicht als Sekretärin geeignet ist. Dabei hat das Profiling sogar bewiesen, dass wir beide 100% Klugscheißer und 100% Besserwisser waren und somt ideal zusammenpassten. Leia wollte trotzdem nix davon wissen, sie murmelte irgendwas von "Wenn die beiden auch noch zusammen..." Was sie dami wohl gemeint haben könnte?
Nun ja, ich erledigte also den Papierkram, den man so hat, wenn man Lateinien regiert und fand unter den vielen Briefen (zwischen der Fanpost und den Abrechnungen meiner Censorin die mir mal wieder den Geldhahn abdrehen wollte) eine Einladung der RWE:

Liebe Konsulinnen,
Wir haben die Entwicklung ihres kleinen Landes mit größtem Interesse beobachtet und möchten anfragen, ob sie Interesse an Klimaschonender Kernkraft hätten. Darum wollen wir sie einladen unser Kernkraftwerk Gundremmingen zu besichtigen. Die Anreise bezahlen wir natürlich für sie, ebenfalls stellen wir ihnen Getränke und Butterbrezeln zur Verfügung.

ihre KGG & RWE

Also habe ich erst mal bei Leia angeklopft, weil ich sie fragen wollte, ob wir die Einladung annehmen sollten. Sie hat so eine Rieseloft in der Kurie anbauen lassen, damit sie dort, wenn sie mal hier in Jungingen-Schloppfingen ist, ihr großes Restaurant aufbauen kann. Sie nennt es ihr "Testlabor", aber es ist im Prinzip ihr großes Restaurant, in dem sie (sehr zum Leid unserer Angestellten) die Zeit verbringt, alle möglichen Sachen zu essen und dann zu entscheiden, ob es in Lateinien verboten oder ins öffentliche Speisenregister der ausdrücklich erlaubten Speisen kommt. Wenigstens wird in Lateinien viel wert auf Verbraucherschutz gelegt.
Es war mal wieder der helle Wahnsinn, wenn man nur durch die Tür von Leia Privatrestaurant trat. Schon die wilden Gerüche, die leeren Verpackungen die auf dem Boden herumlagen und nicht zuletzt die herumrennenden Zwerge, die Leia angestellt hatte, um sie dort zu bedienen reichten aus, um einen vom einen Moment auf den anderen in den Wahnsinn zu treiben (Falls man nicht schon wahnsinnig war)
Jedes Kind, das davon träumt, einmal ins Schlaraffenland zu reisen, wäre auch hier entzückt gewesen. Es gab lange Tischreihen, auf denen sich alle möglichen Speisen türmten, vom feinsten Gourmetmenü bis zum trashigsten Fast Food der Welt, Pizzakartons lagen auf dem Boden, in Eintracht mit Kaviardosen und Tellern voll von selbstgekochten vegetarischen Speisen (man sollte allerdings erwähnen, dass Leia nicht selbst kochte. Und dass Kaviar in der Regel auf der verbotenen Liste landete) Dazwischen hasteten die kleinen Zwerge in Kellnerschürzen und Kochmützen herum (sie mussten servieren und kochen) und mussten so schnell wie möglich auf Leias Launen reagieren. Genau wie die vielen Zuckerelfen die kreuz und quer durch die Luft schwirrten und Tabletts voller Süßigkeiten balancierten, um auf den kleinsten Fingerzeig Leias sofort zu reagieren. Und inmitten des Getümmels lag Leia auf einer Liege nach römischer Art und genoss ihr Leben.
Ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber genau so wirkte es, wenn man ihre Bude betrat, was durch die Höhe der Decke in dem Raum verstärkt wurde.
Warum ich Papierkram machte und Leia sich entspannte? Nun ja, Leia hatte Lateinien erfunden und deshalb gebührten ihr natürlich alle Annehmlichkeiten. Was allerdings auch Leichtsinnigkeit war. Ich hätte dadurch, dass ich es war, die die eigentlichen Regierungsgeschäfte führt, jederzeit einen Putsch gegen Leia veranstalten können. Wär aber natürlich nicht so gut angekommen, deshalb ließ ich es sein. Ich hatte sowieso die Herrschaft über Lateinien, weil Leia ein bisschen zu faul war, um sich darum zu kümmern.
"Willst du meine neueste Kreation probieren?" fragte Leia, als ich auf sie zuging, zwischen dem Dreck und den putzenden Zwergen die darum scharten (Es wurde dort fast immer gleichzeitig beschmutzt und geputzt, so wie ein Zitronenbaum blüht und gleichzeitig Früchte trägt, auch wenn das ein seltsamer Vergleich ist). "Chipsbrötchen."
Sie hielt mir ein sinknormales Brötchen hin. Ich starrte das Brötchen an.
"Onions und Sour Cream Chips." erklärte sie.
"Hör mal, ich mag die Chips, aber ich habe grad keinen Hunger." sagte ich. "was hältst du davon, wenn wir ein Atomkraftwerk besuchen?"
"Wieso das denn?" fragte Leia und runzelte die Stirn
Ich hielt ihr den Brief hin.
"Da" sagte ich.
Leia las ihn, aber schon während ich ihn las, wusste ich, dass sie nicht begeistert war.
"Die Schlumpfpartei wird wieder heftig protestieren." sagte sie "und ich muss dann wieder alles ausbaden, weil du dich ja nie in der Öffentlichkeit zeigen willst"
"Na und?" fragte ich "muss doch keiner erfahren."
Leia seufzte.
"Ich bin auch kein Fan von Atomkraft, aber ich finde ds ganze eben wahnsinnig interessant." sagte ich. "Dir geht es immer nur um Publicity."
Leia seuzfte noch einmal tiefer.
"Wegen deinem verdammten wissenschaftlichen Interesse haben wir ständig die Schlümpfe am Hals." sagte sie.
Die paar Versuche, die ich in meinem Labor durchführte, konnte man doch nicht einmal als wissenschaftlich relevant bezeichnen, oder? Ich meine, natürlich waren sie seltsam und natürich war es nicht normal, dass das Wasser des Shantys sich in heiße Schokolade verwandelt hatte, sodass man ihn nun als den Chocoly kannte, und sicher war es seltsam, dass bei dem Versuch, Schmetterling zu klonen Feen und Zuckerelfen rausgekommen waren, aber das waren doch alles nur Spielereien, oder? Das war kein Grund sich aufzuregen. Die Schlümpfe sollte sich mal nicht so. Und im Gegensatz zu Leia erledigte ich manchmal auch richtige Arbeit.
"Du kümmerst dich auch nie darum." sagte ich. "Wenn es wirklich darum geht nachzudenken machst du nie mit. Selbst unsere Ministerinnen sind da fleißiger. Also jammer nicht rum. Du musst dich ja nicht ständig von der Menge bejubeln lassen."
Mehr musste ich nicht sagen. Die vielen Details, dass sie sich nie darum kümmerte, wenn eigentlich Straßen ausgebessert, Steuern eingetrieben, der Staatshaushalt geplant wurde, die alltägliche Propaganda und so weiter, das alles interessierte sie einfach nicht. Nur wenn mal wieder Feierlichkeiten waren, klinkte sie sich plötzlich ein, denn wenn sie mal nicht bejubelt wurde, bekam sie ihre Depressionen.
Leia sah mich finster an.
"Geh." sagte sie "Geh einfach. Ich halte es nicht aus wenn du da bist."
Also gut. Ich ging. Offenbar wollte sie, dass ich hier das Ruder in die Hand nahm.